UKE Talk | Wissenschaftskommunikation in Zeiten von Social Media

Shownotes

In dieser Epsiode des UKE Talks unterhält sich der Ärztliche Direktor des UKE, Prof. Dr. Christian Gerloff, mit der Leiterin des ARD Kompetenzcenters Gesundheit, Friederike Krumme, über die Zukunft der Wissenschaftskommunikation in Zeiten von Social Media. Ihr Fazit: Um unseriösen Influencer:innen und Verschwörungstheoretiker:innen die Stirn zu bieten, müssen Wissenschaftler:innen selbst lauter werden.

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00:00:01: UKE Talk – der Podcast zu Zukunftsthemen aus Hamburg und dem UKE.

00:00:05: Heute geht es um das Thema Wissenschaftskommunikation.

00:00:08: Zu Gast im Studio ist: Friederike Krumme

00:00:11: Ich glaube, wir brauchen viel mehr fundierten Journalismus,

00:00:15: nicht nur im wissenschaftlichen und medizinischen Bereich.

00:00:17: Aber da auch.

00:00:18: Durch den Podcast führt der Ärztliche Direktor

00:00:20: und Vorstandsvorsitzende des UKE Prof. Dr. Christian Gerloff

00:00:25: Wir müssen eigentlich unsere Realität, also das, was wir validieren

00:00:29: und mit Fakten belegen können, nach außen tragen.

00:00:34: Herzlich willkommen zum heutigen UKE Talk.

00:00:37: Das Thema ist heute: Wie sieht Wissenschaftskommunikation

00:00:40: in der Zukunft aus?

00:00:42: Mehr noch: Wie können wir und sollen wir Fakten

00:00:46: zu medizinischer Forschung, zu Diagnostik und Therapie vermitteln?

00:00:51: Die Zielgruppe, um die es hierbei geht,

00:00:53: sind die Menschen, spezifisch hier natürlich in der Hansestadt Hamburg,

00:00:58: aber generell Bevölkerung und nicht Experten.

00:01:01: Also es geht jetzt nicht um

00:01:02: wissenschaftliche Kommunikation von Spezialistinnen und Spezialisten,

00:01:06: sondern wirklich das allgemein verständliche Erklären von Fakten.

00:01:12: Und ich unterhalte mich heute mit Friederike Krumme.

00:01:15: Sie ist seit fast 20 Jahren die Leitung des NDR Gesundheitsmagazins „Visite“,

00:01:22: inzwischen auch Leiterin des neuen ARD Kompetenzcenters Gesundheit.

00:01:27: Und ich glaube, da gibt es keinen geeigneteren Gast als dich heute.

00:01:31: Wir kennen uns schon seit vielen Jahren von frühen Sendungen,

00:01:33: deswegen sind wir per Du.

00:01:34: Herzlich willkommen, Friederike.

00:01:36: Ja, vielen Dank für die Einladung.

00:01:37: Es ist so, dass das UKE ja in Hamburg

00:01:40: eine zentrale Rolle spielt in der Wissenschaftskommunikation,

00:01:43: zumindest für den Bereich Medizin/Gesundheitsforschung.

00:01:46: Unsere Forschenden liefern Erkenntnisse,

00:01:48: die von Medien der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

00:01:53: Friederike, was macht für dich guten Wissenschaftsjournalismus aus?

00:01:57: Und zwar auch ein bisschen natürlich speziell bezogen auf Medizin?

00:02:01: Drei Punkte sind es.

00:02:02: Es ist einmal verständlich erklären,

00:02:04: es ist einmal einordnen und es aber auch kritisch hinterfragen.

00:02:08: Also verständlich erklären ist natürlich klar, wenn man eure Studien zum Beispiel liest.

00:02:12: Da versteht der normale Mensch nur Bahnhof.

00:02:14: Und das umzusetzen in eine Sprache, die jeder verstehen kann,

00:02:18: die aber trotzdem korrekt ist, ist eine sehr wichtige und sehr schwierige Aufgabe.

00:02:24: Allerdings kommt dann eben auch das Einordnen dazu,

00:02:27: weil jeder Wissenschaftler seine Forschung natürlich für das Größte hält

00:02:30: und auch sehr kleine Fortschritte manchmal sehr groß feiert.

00:02:33: Einfach weil sie für ihn natürlich auch groß sind und auch ein wichtiges Puzzleteil sind.

00:02:37: Aber für den Journalisten ist es dann auch wichtig, das in den Gesamtkontext einzuarbeiten

00:02:42: und zu erklären, was es wirklich bedeutet.

00:02:45: Und das Dritte ist eben kritisch zu hinterfragen.

00:02:49: Wie oft hören wir als Journalisten von Durchbrüchen, von sensationellen Entwicklungen,

00:02:54: von wirklich Entwicklungen, die alles auf den Kopf stellen.

00:02:57: Und da müssen wir dann auch natürlich sehr kritisch hinterfragen:

00:03:00: Ist es das wirklich?

00:03:01: Und vor allen Dingen dann,

00:03:03: wenn auch noch pekuniäre Interessen vielleicht dahinterstehen.

00:03:06: Das kommt ja auch noch dazu.

00:03:07: Da kommen wir sicherlich später auch noch zu.

00:03:08: Mhm.

00:03:09: Das heißt, einerseits ist das allgemein verständliche Aufarbeiten,

00:03:12: also das Erklären ja nicht einfach.

00:03:15: Und es geht ja oft um kontrovers diskutierte Sachverhalte, komplexe Sachverhalte.

00:03:20: Und was jetzt noch dazukommt zu dem Thema, vielleicht auch,

00:03:23: sagen wir mal, überoptimistische Pressemitteilungen

00:03:27: oder eine sehr eigene Perspektive auf die eigenen Ergebnisse.

00:03:32: Dazu kommt noch das ganze Thema Social Media,

00:03:35: relativ ungefiltert, und da hätte ich gerne deine Einschätzung:

00:03:40: Was sind die Fallstricke, die du im Verbund mit dieser sehr

00:03:44: schnelllebigen, spontanen, direkten Berichterstattung

00:03:47: über Social Media siehst, auch durch die wissenschaftlichen Aktiven selber?

00:03:51: Also, das größte Problem habe ich mit einigen, vielen, nicht allen, Influencern,

00:03:57: weil es oft selbsternannte Experten sind, wo nicht klar ist,

00:04:02: woher die Expertise kommt oder vielleicht auch gar keine vorhanden ist.

00:04:06: Und vor allem, und das ist vielleicht das Entscheidende,

00:04:09: weil sie interessengeleitet sind, weil es ja selten so ist,

00:04:13: dass es einfach nur um der Information willen geschieht, sondern es geht

00:04:17: ja meistens darum, irgendwas zu verkaufen, Geld zu verdienen, Einfluss zu nehmen.

00:04:22: Und das ist aber nicht transparent.

00:04:24: Also, es gibt ja auch Informationen, interessengeleitete,

00:04:26: wo das transparent gemacht wird,

00:04:28: aber in sozialen Medien ist es eben oft nicht transparent.

00:04:32: Der Punkt verschränkt sich sehr schön

00:04:34: mit der nächsten Frage, die ich eigentlich für dich hatte.

00:04:36: Also Influencer, Medfluencer oder Fitness-Influencer, Lifestyle-Influencer

00:04:43: und dann noch das Ganze im Kontext der Pandemie.

00:04:47: Und ich glaube schon, dass in der Pandemie

00:04:50: der Stellenwert von solchen Medfluencern

00:04:54: noch mal exponentiell gestiegen ist – zumindest mein Eindruck.

00:04:58: Ich weiß nicht, wie siehst du das?

00:04:59: Und was glaubst du, wie hat die – in deiner Einschätzung –

00:05:03: wie hat die Pandemie diese Konstellation

00:05:06: – Wirkung von Social Media, Macht von Influencern – beeinflusst?

00:05:11: Also ich glaube auf zwei verschiedenen Ebenen, die sehr weit auseinanderdriften.

00:05:16: Also, einerseits hat die Pandemie dazu geführt,

00:05:19: dass sich viel mehr Menschen mit wissenschaftlichem Arbeiten

00:05:22: und wissenschaftlichen Maßstäben beschäftigt haben.

00:05:24: Ich sage nur „Coronavirus-Update“, der Podcast mit Christian Drosten.

00:05:28: Das war für uns eine Sensation.

00:05:30: Da redet ein Wissenschaftler furztrocken anderthalb Stunden darüber,

00:05:34: wie sich ein Virus im Körper verhält und Millionen Menschen hören wirklich zu

00:05:39: und reden hinterher mit ihren Freunden darüber.

00:05:42: Und das hat es früher nicht gegeben.

00:05:43: Und seitdem hat sich auch dieses Fragen:

00:05:45: Gibt es dafür eine Studie? Ist das evidenzbasiert?

00:05:48: Auch allein schon die Worte, das hat sich wirklich weiter verbreitet

00:05:51: und ein viel stärkeres Verständnis für Wissenschaft hervorgeholt.

00:05:54: Das ist die eine Seite und die ist ja auch positiv.

00:05:57: Die andere Seite ist die, dass es eigentlich mit Corona

00:06:00: so richtig angefangen hat, dass es Fake News gibt,

00:06:04: dass es Meinungen gibt ohne fundiertes Fachwissen,

00:06:09: dass Fakten keine Rolle mehr spielen in der Argumentation

00:06:12: und dass man irgendwas behauptet, was null belegt ist und sagt:

00:06:16: Aber es ist doch Meinungsfreiheit, kann ich doch sagen.

00:06:18: Und diese Art der Auseinandersetzung, dass man mehr glaubt als Wissen

00:06:23: und auch Glaube verbreitet und nicht mehr Wissen

00:06:25: und das in einem medizinisch wissenschaftlichen Kontext.

00:06:28: Das hat auch einen, vielleicht nicht seinen Ursprung in Corona,

00:06:31: aber zumindest hat es da noch mal einen richtigen Schub gegeben.

00:06:34: Das ja ist ein brennendes Thema, weil es auch natürlich

00:06:36: ein wichtiges gesellschaftliches und Demokratiethema ist.

00:06:39: Also der Historiker und US-amerikanische Philosoph Timothy Snyder

00:06:44: hat neulich bei einer Veranstaltung sinngemäß gesagt:

00:06:48: Solange wir als Gesellschaft, solange wir uns auf einige Fakten verständigen können,

00:06:53: die als validiert gelten, solange gibt es auch eine Chance auf Kompromisse.

00:06:57: Aber wenn wir gar kein Grundverständnis mehr haben, dass bestimmte Dinge gelten

00:07:01: und andere gar nicht, dann entzieht sich

00:07:05: einer vernünftigen Diskussion mit Kompromisslösungen komplett der Boden.

00:07:09: Und das gefährdet am Ende sogar die Demokratie.

00:07:12: Deshalb ist ja die Frage: Was können wir, was könnt ihr

00:07:15: als Wissenschaftsjournalisten und -journalistinnen und wir als Forschende

00:07:20: und Uniklinik und Universität, was können wir tun, um ein Grundvertrauen

00:07:25: in Fakten herzustellen oder das zumindest zu unterstützen?

00:07:28: Ich glaube, dass unsere Mittel ehrlich gesagt bei bestimmten Gruppen

00:07:32: sehr begrenzt sind.

00:07:34: Die erreichen wir schon gar nicht mehr, weil sie uns einfach nicht glauben,

00:07:37: also zumindest uns als Öffentlich Rechtlichen nicht mehr.

00:07:40: Bei allen anderen ist es unsere Aufgabe,

00:07:44: neutral zu berichten, uns nicht vor irgendeinen Karren spannen zu lassen,

00:07:46: also nicht den Anschein zu erwecken, dass wir wirklich das, was uns einige vorwerfen,

00:07:51: von irgendjemandem gekauft sind oder instrumentalisiert werden.

00:07:56: Ich glaube, wir brauchen viel mehr fundierten Journalismus,

00:07:59: nicht nur im wissenschaftlichen und medizinischen Bereich, aber da auch.

00:08:03: Und wir müssen viel offensiver werden, auch dahin zu gehen,

00:08:09: wo Menschen sind, die uns bisher nicht vertrauen

00:08:11: und auch viel mehr uns an den Diskussionen beteiligen.

00:08:14: Also das, was manchmal nicht wirklich Spaß macht.

00:08:16: Auch in diesen Diskussionen auch in den sozialen Medien

00:08:19: Kommentare abzusetzen und sich dem auszusetzen.

00:08:22: Ich glaube, da müssen wir alle eigentlich aktiver werden,

00:08:26: um Zeichen zu setzen, um zu zeigen: Nee,

00:08:28: die sind nicht die Mehrheit, wir sind die Mehrheit.

00:08:30: Und da kommen natürlich dann auch die Wissenschaftler ins Boot

00:08:33: und die Ärzte und und Menschen, die wirklich Ahnung haben.

00:08:37: Da kann ich nur jeden bitten, das auch zu tun, weil ich glaube,

00:08:41: wir müssen da einfach auch Stärke zeigen in diesen Diskussionen.

00:08:45: Also sich still ärgern ist dann nicht so richtig zielführend,

00:08:48: sondern wir müssen eigentlich unsere Realität,

00:08:51: also das, was wir validieren und mit Fakten belegen können,

00:08:54: nach außen tragen.

00:08:55: Ihr seid ja sehr erfolgreich bei „Visite“.

00:08:59: Wie schafft ihr das, dass ihr das doch immer

00:09:02: beim Erklären und Einordnen auf eine Ebene bringt,

00:09:05: wo man das extrem gut nachvollziehen kann und Millionen Menschen euch zugucken?

00:09:10: Ich würde da mal einen kleinen Unterschied machen

00:09:11: zwischen reiner Wissenschaftsjournalismus, reinem Wissenschaftsjournalismus

00:09:15: und Medizin oder Gesundheitsjournalismus. Weil in dem Wissenschaftsjournalismus

00:09:19: geht es wirklich darum, zu erklären Sachverhalte,

00:09:21: als so ein bisschen so wie der Unterschied in der Medizin

00:09:23: zwischen Grundlagenforschung und Forschung direkt am Patienten.

00:09:26: Also, die Wissenschaft ist wirklich die Grundlage.

00:09:29: Wir erklären was, und es ist einfach Spaß, das zu wissen.

00:09:32: Es ist toll, das zu wissen.

00:09:33: Bei uns in dem Gesundheits- und Medizinjournalismus

00:09:36: geht es darum, wirklich Tipps zu geben.

00:09:37: Also, wir sind echt eine Ratgebersendung.

00:09:39: Das macht die Sache manchmal auch schwieriger,

00:09:42: weil wir wollen auch Antworten geben.

00:09:44: Also, es gibt ja auch manchmal Diskussionen,

00:09:45: auch bei euch Wissenschaftlern, da seid ihr euch überhaupt nicht so einig,

00:09:48: was jetzt eigentlich richtig und was falsch ist,

00:09:49: oder ob das jetzt wirklich schon so toll ist

00:09:51: oder ob das Alte vielleicht doch noch besser war,

00:09:54: und wir sind jetzt nicht dafür da, dann diese Diskussionen abzubilden,

00:09:58: sondern wir sind dazu da, so lange zu recherchieren,

00:10:00: bis wir sagen können, wohin das Pendel geht und was

00:10:04: für wen das Richtige ist.

00:10:06: Und das ist eigentlich unsere Aufgabe und ich glaube, das haben wir jetzt so lange,

00:10:10: so verlässlich gemacht, dass wir da wirklich einen richtig guten Ruf haben.

00:10:13: Man muss sich überlegen: Die „Visite“ gibt es seit 50 Jahren,

00:10:16: ist eine der wenigen Sendungen, die ja aus dem DDR-Fernsehen übernommen wurden.

00:10:20: Und ich glaube, dass wir da wirklich

00:10:22: bei den Menschen deswegen Vertrauen gewonnen haben.

00:10:26: Aber nichtsdestotrotz, in den sozialen Medien oder auch in den …

00:10:29: wenn wir über Corona berichten in „Visite“,

00:10:30: dann gibt es trotzdem natürlich Mails unterster Kategorie.

00:10:34: Also, das gibt es auch bei uns.

00:10:37: Was ist denn so das Längste, was ihr mal recherchiert habt,

00:10:39: bis ihr irgendwie was einordnen konntet, hast du da ein Beispiel zu?

00:10:44: Ja, ob es das Längste war, weiß ich nicht, aber ein Beispiel ist die TAVI damals,

00:10:47: also die Einführung des minimalinvasiven Herzklappenersatzes.

00:10:52: Das war ja ein richtiger Battle zwischen den Chirurgen und den Internisten.

00:10:56: Und da haben wir – das war sogar das einzige Mal,

00:10:58: wo wir das wirklich gemacht haben

00:10:59: und haben einen Chirurgen und einen Internisten ins Studio eingeladen

00:11:01: und die sich ein bisschen austauschen lassen,

00:11:03: wobei wir versucht haben,

00:11:04: das trotzdem dann filmisch zu gewichten und gesagt haben: So, für die Älteren das,

00:11:07: für die Jüngeren das, da weiß man es noch nicht genau.

00:11:10: Aber das war wirklich sehr, sehr anstrengend.

00:11:12: Wir haben uns auch lange ehrlich gesagt um dieses Thema herumgedrückt,

00:11:14: Mhm.

00:11:14: weil wir einfach gesagt haben, dass … da gibt es keine Evidenz noch nicht richtig,

00:11:19: da können wir noch nicht richtig zuraten.

00:11:20: Wir können auch nicht sagen: Macht jetzt alle eine TAVI,

00:11:23: weil ihr euch dann nicht mehr einer großen Operation unterziehen müsst.

00:11:25: Das war einfach noch viel zu viel unklar.

00:11:27: Und da ist eben das Wichtige diese Einordnung, die ihr ja wirklich toll macht.

00:11:33: Und da schließt sich noch mal eine Frage an:

00:11:36: Wissenschaft, Wissenschaftler:innen brauchen ja eigentlich gar keine Wissenschaftsjournalisten mehr

00:11:42: und letztlich Mediziner oder Medizinerinnen, die was Neues finden,

00:11:46: können ja auch direkt über Social Media eben rausgehen.

00:11:49: Und jetzt haben wir vorhin gesagt: Gut, wir müssen lauter sein,

00:11:52: wir müssen die Fakten auch in die Öffentlichkeit tragen.

00:11:56: Gleichzeitig haben wir aber dann die Einordnung ja

00:12:00: nur durch diejenigen, die natürlich gehyped sind durch ihre Ergebnisse

00:12:03: und dann ist das ja nicht richtig eingeordnet.

00:12:05: Was ist denn dann der Heilige Gral?

00:12:07: Das heißt, man müsste eigentlich schon versuchen, dann doch immer

00:12:11: Wissenschafts- und Medizinjournalisten mit einzubinden.

00:12:14: Und wie funktioniert es und wie werden wir dann laut genug?

00:12:17: Also ich glaube, dass das sehr gut parallel laufen kann.

00:12:19: Also ich glaube,

00:12:20: also ich bin sicher, dass es ohne den Wissenschaftsjournalismus nicht geht,

00:12:24: weil eigentlich einfach auch der Überblick fehlt.

00:12:27: Ich meine, das ist ja eine wahnsinnige Spezialisierung, gerade im Medizinbereich

00:12:31: und jeder wird ja zu so einem wirklich – Fachidioten möchte ich jetzt nicht sagen –

00:12:35: aber sehr großen Spezialisten in seinem Fach.

00:12:37: Und um diesen Gesamtüberblick, um das Einordnende hinzukriegen,

00:12:42: dafür braucht es dann schon auch den Journalismus

00:12:44: und auch um die Gewichtung hinzukriegen:

00:12:46: Was hat eigentlich welche Bedeutung für den User, für den Zuschauer?

00:12:50: Und das, denke ich, damit erreichen wir auch die Leute

00:12:53: dann doch eher noch direkt, als wenn das der Arzt oder der Wissenschaftler selber macht.

00:12:58: Wobei es da auch durchaus große Talente gibt, das will ich gar nicht absprechen.

00:13:01: Es gibt auch tolle Medfluencer, Ärzte,

00:13:03: die Aufklärung über Social Media betreiben.

00:13:06: Das ist wirklich gut. Also, da gibt es beides.

00:13:09: Aber der Journalismus hat eben vor allen Dingen auch die Aufgabe,

00:13:13: es verständlich zu erklären, das glaube ich.

00:13:15: Da sind wir doch dann vielleicht noch besser als die meisten Wissenschaftler selber.

00:13:20: Und es einzuordnen und in den Gesamtkontext zu stellen

00:13:23: und manchmal auch kritisch zu hinterfragen.

00:13:25: Ja, natürlich, das gehört auch dazu.

00:13:26: Und dann hast du ja schön gesagt, also 50 Jahre „Visite“ etwa,

00:13:32: also eine echte Marke.

00:13:35: Wissenschaftskommunikation, Paper schreiben, Publikationen machen

00:13:38: ist auch Standard, schon seit vielen Jahren, seit 100 Jahren wahrscheinlich oder mehr.

00:13:43: Aber wie wird es weitergehen?

00:13:44: Also, die Frage ist ja mit den Möglichkeiten, die wir jetzt haben,

00:13:48: über Artificial Intelligence, aber auch über einfach ganz andere

00:13:52: Zugangsformen zu Informationen im Netz usw.,

00:13:57: Spracherkennung,

00:13:59: andere Arten, wie man auch mit Geräten interagiert.

00:14:02: Sind wir quasi ein Auslaufmodell, also Fernsehen und Papers, wissenschaftliche oder …

00:14:08: da macht ihr euch ja wahrscheinlich auch Gedanken?

00:14:10: – Also … – Wie geht's weiter?

00:14:12: Ja, also bei „Visite“ und meinen Formaten kann ich das, glaube ich,

00:14:15: besser beurteilen als bei deinen Papers.

00:14:18: Welchen Einfluss das auf die Wissenschaft hat, krieg ich natürlich auch mit,

00:14:22: welchen großen Anteil KI heute schon an euren Fortschritten hat.

00:14:26: Das ist faszinierend und ich finde es auch ein tolles Beispiel dafür, dass wir jetzt

00:14:29: nicht alle nur Angst haben müssen vor KI und wegrennen müssen,

00:14:32: weil das wirklich tolle Möglichkeiten eröffnet.

00:14:35: Die Entwicklung bei uns ist eine andere.

00:14:39: Also ich glaube, dass es die linearen Fernsehsendungen

00:14:42: so nicht mehr so lange geben wird. Das ist uns bewusst. Das sehen wir auch.

00:14:46: Lineare Fernsehsendungen – für die, die nicht aus dem Fernsehen kommen,

00:14:49: heißt: welche, die man anschaltet

00:14:51: – und dann laufen sie durch – Genau.

00:14:52: – und dann sind sie vorbei. – Genau.

00:14:53: Also das, was man so im Fernsehen guckt: 20:00 Uhr die Tagesschau

00:14:57: und dann 20:15 Uhr „Visite“.

00:14:59: Das sind immer weniger Menschen.

00:15:00: Das sind eigentlich nur noch die Älteren, die so konsumieren.

00:15:04: Die meisten anderen gucken entweder in Mediatheken,

00:15:07: in Streamingplattformen oder eben YouTube

00:15:10: oder Instagram – welche sozialen Medien sie auch bevorzugen.

00:15:14: Und darauf stellen wir uns ein.

00:15:16: Deswegen machen wir auch inzwischen schon längst nicht mehr nur „Visite“,

00:15:19: sondern ein großes Portfolio an Ausspielwegen.

00:15:22: Wir haben eine der erfolgreichsten Webseiten überhaupt für Medizinthemen

00:15:26: mit über 80 Millionen Abrufen im Jahr.

00:15:30: Wir haben einen YouTube-Kanal, der sehr erfolgreich ist.

00:15:32: Insta, Facebook, also die gesamte Palette bespielen wir inzwischen mit den Themen,

00:15:37: teilweise auch mit denselben Themen,

00:15:38: die in „Visite“ laufen, dass wir die da einfach anders aufbereiten und

00:15:42: gucken, dass wir eben auch jüngere Zielgruppen erreichen,

00:15:44: weil das ist eben das Problem, dass man das im linearen Fernsehen

00:15:47: nicht mehr kann und welche Rolle da KI bei spielt,

00:15:50: da sind wir gerade ein bisschen dabei, das auszuprobieren und auszutesten.

00:15:55: Also ich glaube, im Journalismus selber, also im Recherchieren

00:15:59: und im Umsetzen, ist das eher noch nicht so weit vorne.

00:16:03: Da spielt schon das Brain und der Journalist noch die größere Rolle.

00:16:07: Aber was Datenverarbeitung angeht, also gerade im Datenjournalismus usw.,

00:16:11: da spielt es schon, wird es schon eine große Rolle spielen.

00:16:13: Und für uns ist es natürlich eine Riesenherausforderung,

00:16:15: weil durch die KI wird die Entwicklung ja immer noch schneller werden

00:16:19: und da muss man ja immer noch schneller auch berichten.

00:16:22: Und ich glaube, da liegt auch eine der großen Herausforderungen.

00:16:25: Aber das klingt nicht so schlecht.

00:16:27: Das heißt, ihr seid da extrem dran und auch gut aufgestellt für die Zukunft.

00:16:31: – Ich hoffe. – Ja, das klingt so.

00:16:34: Jetzt habe ich am Schluss noch eine Frage, die ich all meinen Gästen stelle, und zwar:

00:16:38: Wenn du mal einen Tag am UKE arbeiten dürftest, könntest, solltest,

00:16:43: in welchem Bereich würdest du gerne mal reingucken?

00:16:46: Vielleicht darf ich zwei Tage?

00:16:48: Ja, du darfst zwei Tage.

00:16:49: Also, ich würde auf jeden Fall gerne mal in die Rechtsmedizin,

00:16:51: weil ich so ein totaler Krimifan bin

00:16:53: und auch diese ganzen Podcasts in die Richtung total gerne höre.

00:16:56: Ich kann nicht garantieren, dass ich das aufrecht schaffe,

00:17:00: aber ich würde es gerne mal ausprobieren.

00:17:03: Und das andere ist: Ich würde gerne einen Tag im Herzzentrum, glaub ich, sein,

00:17:07: also so in der Herzchirurgie, das finde ich auch absolut faszinierend.

00:17:11: Also mal ein schlagendes Herz zu sehen, das …

00:17:14: Sehr spannende Bereiche, sehr gute Wahl.

00:17:16: Danke, Friederike, fürs Kommen und für die interessanten Einblicke

00:17:19: in deinen Bereich.

00:17:20: Vielen Dank Ihnen, liebe Zuschauerinnen, liebe Zuschauer,

00:17:23: fürs Dabeisein heute und bis zum nächsten Mal, Tschüss.

00:17:27: Tschüss.

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